ENTWICKLUNG MEINES KUNSTVERSTÄNDNISSES
Nach Ablegung des Abiturs nahm ich mir Zeit für ein einjähriges Praktikum in einer freien Kunstschule, dort produzierte ich fast ausschließlich Malereien und Zeichnungen, mit denen ich mich anschließend für den kombinatorischen Bachelor-Studiengang Kunst und Philosophie an der Bergischen Universität Wuppertal mit Ausblick auf den Studiengang Master of Education bewarb. Zu Beginn des Studiums traf ich auf die Herausforderung diese beiden sehr andersartigen Fächer und Herangehensweisen, zwischen Intuition und Reflektion, Theorie und Praxis zu verbinden. Mittlerweile habe ich einen Zugang gefunden Philosophie auf Kunst und vice versa anzuwenden und schätze beide Formen der Weltbetrachtung und die verschiedenen Möglichkeiten der Reflektion sehr. Haltung, Arbeitsweise und Tätigkeitsfelder und schließlich auch mein Kunstverständnis, haben sich im Laufe der Jahre stätig verändert und ergänzt. Denn zu Beginn des Studiums stand die Malerei im Vordergrund gefolgt von der Fotografie, der digitalen Bildbearbeitung und der Videokunst. In einem Wahlpflichtmodul erlangte ich Einblicke in das perspektivische Zeichnen, Aktzeichnen und die Architekturgeschichte, was heute wieder mehr und mehr an Aktualität für mich bekommt.Während des Auslandssemesters an der RMIT University in Melbourne, Australien konnte ich mich neben den klassischen Genre der Bildenden Kunst, die in Wuppertal angeboten werden, intensiv und praktisch mit Live-Art, Mixed Media und Video auseinandersetzen. Während eines Live-Art-Seminars gab ich einen Pina Bausch Workshop, in dem Alltagsgesten und Raumnutzung erforscht wurden. Neben der Verbesserung meiner fachspezifischen Englischkenntnisse, dem Kennenlernen anderer Lehrenden und Lehrmethoden, dem künstlerischen Umgang mit Final Cut, Power Point und dem interaktiven Programm Isadora, lernte ich mein Interesse an der Körperlichkeit in den bildenden, darstellenden und filmischen Künsten kennen. Ausgehend von Rebecca Horns Bodyextensions knüpfte ich an dem Thema Körpererweiterung an und befasste mich theoretisch und performativ mit Medien, Präsenz, Objektivierung von Körper, Performance und Atmosphäre.
Seitdem hat sich mein Kunst-Verständnis so erweitert, dass sich die bildenden, darstellenden und medialen Künste für mich persönlich ergänzen, und nicht notgedrungen voneinander trennen lassen, was zugleich der ausschlaggebende Punkt dafür ist Szenische Forschung studieren zu wollen. Denn zukünftig bin ich daran interessiert verschiedene Kunstsparten aus Perspektive der szenischen Forschung und basierend auf performativen Aktionen oder Inszenierungen zu verknüpfen und je nach Kontext medienübergreifend anzuwenden. In den vergangenen Jahren hat sich bisher anhand meiner Arbeiten eine Neigung zu Performance & Life-Art, Zeichnung, Malerei, Collage, Papierschnitt, Foto, Installation und Video heraus kristallisiert.
Nach dem Auslandsaufenthalt, zurück an der Bergischen Universität, im Fahrwasser der bildenden Kunst und der Philosophie arbeitete ich als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Kulturphilosophie und Ästhetik an der Bergischen Universität Wuppertal. Studium und Job in der Philosophie eröffneten mir neue Zugänge in der Kunst. So habe ich mich zum Einen mit Menschenbildern und dem Menschen als Schöpfer seiner Kultur und seiner selbst, dem Dualismus von Natur und Kultur, dem Verhältnis von realer Präsenz und virtueller Körperlichkeit und ebenso mit den Auswirkungen elektronischer Medien auf die menschliche Wahrnehmung, den Körper und das zeitgenössische Menschenbild befasst. [siehe Hausarbeit Philosophie: Medienwirkung/ Korrektivfunktion, Körper, S.] [siehe Skizze: Hausarbeit Philosphie, S.] Nach einem Vortrag von Alva Noë beim Tanzkongress im Düsseldorfer Tanzhaus NRW hörte ich zum ersten Mal von Embodied Cognition, griff das Thema in der Philosophie auf und kam endlich auch thematisch in der Kunst zur Relation von Embodiment in Abgrenzung zur Performance-Kunst. In meiner Freizeit nahm ich an verschiedenen Tanzprojekten teil und erfuhr leibhaftig die Wirkkraft präsenter lebendiger Körper in einer Bühnensituation.
Im Anschluss einer Reise nach Istanbul und Lissabon, befasste ich mich in Ausblick auf eine Prüfung an der Universität mit dem Ornament in Relation zu organischen Strukturen. Dabei interessiert mich der Umgang mit Abstraktion, Zufall und Körperlichkeit genauso stark wie die Wirkung architektonischer, sich wiederholender Elemente und Formen auf Atmosphäre, die Wahrnehmung und den Körper des Betrachters. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mein Interesse am bewegten Körper, dem Raum, der Atmosphäre und der Performance aus Perspektive der bildenden Kunst analysiert und die Präsenz und Wirkung von Kunstwerken auf die Wahrnehmung des Betrachters hinterfragt. Schwerpunkt meiner künstlerischen Arbeit lag auf dem Umgang mit Material und Raum, und dem Verhältnis von Natur und Kultur. Es entstanden Material-Installationen, abstrakte Papier- und Teppichschnitte, die zwischen Systematik und Organik changieren, und Fundstücke aus dem öffentliche Raum integrieren. Zukünftig möchte ich das Thema Ornamentik in Anlehnung an Siegfried Kracauers „Ornament der Masse“ performativ als medienübergreifendes Projekt im öffentlichen Raum verfolgen
In meiner Bachelor-Thesis habe ich schließlich und vorerst abschließend unter dem Titel „Gestikulation und Körperbild in der Performance- und Videokunst“ erneut die Frage danach gestellt, ob „(…) die künstlerische Performance eine Funktion zugunsten des menschlichen Körpers und der sinnlichen Wahrnehmung übernehmen kann?“ und trotz der intensiver theoretischen mit Abschlussperformance ein großes Bedürfnis zukünftig mehr aus der Praxis als aus der Theorie heraus arbeiten zu können, als es zuvor möglich war.
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